Liebe Freundinnen und Freunde der St. Josef-Schule
Wie jedes Jahr melde ich mich nach meiner Tansania-Zeit, um euch die Neuigkeiten mitzuteilen.
Viele Begegnungen, mit den unterschiedlichsten Menschen, in den verschiedensten Dörfern, haben meinen Erfahrungsschatz wieder erweitert. Von Jahr zu Jahr kann ich das Leben und die Situationen in Tansania besser verstehen. Besonders das Schulleben wird von Jahr zu Jahr verständlicher.
Einige Wochen verbrachte ich bei unseren Kindern in der St. Joseph-Schule, in Madibira.
Mit Freude erfüllt, teile ich euch nun mit, was ich in diesen Tagen erleben durfte.
Inzwischen unterrichten 8 motivierte Lehrpersonen in unserer Schule 150 Kinder. Die Jüngsten in der Baby-Klasse sind gerade 2-3 Jahre alt. Alle Kinder fühlen sich wohl, werden gut betreut und kein einziges vermisst die Mama und weint.
Täglich unterrichtete ich die Kinder in den verschiedenen Klassen singen, zeichnen, Wasserfarben malen. Mit der dritten Klasse übte ich Briefe zu schreiben, für meine Schüler und Schülerinnen in Vorarlberg. Tag für Tag durfte ich miterleben, mit welcher Freude die Kinder in die Schule kommen und am Unterricht teilnehmen. Die Lehrpersonen unterrichten die Kinder mit viel Liebe, Freude und Geduld. Die Kids lernen mit Begeisterung! Es war eine wahre Freude dies zu beobachten und zu erleben! Es ist erstaunenswert, was diese Kinder in ihrem Alter, durch ganz einfache Methoden, bereits lernen. Sie verwenden Hefte zum Schreiben aber kaum Bücher, keine elektronischen Tafeln oder Computer.
Die Schüler/innen schreiben alle Aufgaben, Fragen, Rechnungen… von der Tafel ab und erarbeiten es anschließend. Bei den Rechenaufgaben sind die Kinder mindestens 1-2 Jahre unseren Kindern in Österreich voraus.
Bereits im Kindergarten werden die Kinder mit vielen Liedern in englischer Sprache vertraut gemacht. Somit werden sie von klein auf in zwei Sprachen unterrichtet und sobald sie mit der ersten Klasse beginnen, haben sie schon einen großen Wortschatz und verstehen vieles.
Der Brei zum Frühstück und das Mittagessen sind das tägliche Highlight in der Schule. Die Kinder sind dankbar, sitzen immer noch im Freien unter dem Baum oder an der Hausmauer, und keines verweigert das Essen. Täglich durfte ich mit den Kindern das landesübliche und traditionelle Essen genießen. Die Köchinnen kochen im Freien, trotz schwierigen Umständen, sehr gut für so viele Schüler und Schülerinnen. Jedes Kind darf nochmals nachholen, falls der Hunger noch nicht gestillt ist.
Die Kleinsten ruhen sich nach dem Mittagessen aus und die Großen schreiben ihre Aufgaben für die Hausübung von der Tafel ab. Der Tagesablauf ist gut geregelt. Nachmittags um vier fahren fast 100 Kinder mit dem Schulbus (30 Plätze) nach Hause. Ich durfte die Kinder begleiten und erleben, wie freundlich der Busfahrer die Kinder in den benachbarten Dörfern den Eltern übergab.
Die Angestellten in der St. Joseph-Schule leben ihre Aufgabe wirklich im Sinne unseres Patrons dem Hl. Josef! Die Kinder werden rundherum in einem guten Klima mit viel Liebe betreut und versorgt!
Es ist eine wahre Freude dies zu beobachten!
Im Juli durfte ich an einem fröhlichen Dankgottesdienst in unserer Schule teilnehmen, zu dem viele Eltern gekommen sind. Im Anschluss präsentierten die Kinder ihr Können durch Sketsche, Lieder, Aufführungen… alles in englischer Sprache. Die Eltern waren begeistert vom Können ihrer Kinder!
Die fleißigsten bzw. besten Schüler/innen wurden zur Motivation geehrt und bekamen kleine Geschenke (Heft, Bleistift und Kekse).
Jeden Tag war der Schuldirektor Nikodemus Mzena, der Bruder von Pfarrer Basil Mzena, vor Ort. Er erklärte mir vieles und beantwortete alle meine Fragen. Erfreulich dabei war zu hören, dass nach diesem Gottesdienst viele Eltern das noch offene Schulgeld beglichen, somit kann er nun das tägliche Leben, sowie die Gehälter bezahlen. Im Schulgeld von € 150,-- bzw. 250,-- mit Internat, ist alles inbegriffen: Schulbekleidung, Unterricht, Hefte, Bücher, Bleistifte, Essen, Busfahrt…
Die letzten Tage wurde die Wände des sehr großen Waisenhauses, mit seinen vielen Innenwänden, fertiggestellt.
Die Arbeiter sind sehr fleißig, leisten eine harte Arbeit! Es ist ein großer Unterschied im Vergleich zu Österreich, es wird alles durch schwere Handarbeit. Als nächstes sollte das Dach entstehen. Anschließend fehlen noch die Fenster, Türen, Sanitäranlagen, sowie die Wände müssen verputzt und gestrichen werden. Zu guter Letzt benötigen die Kinder auch Betten, Matratzen, Decken und Polster, damit sie gut schlafen können.
In den letzten Wochen kaufte Pfarrer Basil ein angrenzendes Grundstück und leistete eine Anzahlung für zwei weitere Grundstücke, damit die Preise gehalten werden können und der Traum, eine Schule mit Waisenhaus für benachteiligte Kinder, weiterwachsen kann. Unser Projekt der Liebe soll allen Waisen, vom Baby bis zum Jugendlichen mit abgeschlossener Ausbildung, Unterkunft bieten. Die angrenzenden Grundstücke sind für die Erweiterung des Projektes mit Speisesaal, Küche, weitere Klassen, Unterkunft für Babys und Jugendliche… sehr wichtig!
Für diese sehr dringenden und wichtigen Ankäufe verwendete Pfarrer Basil die vorhandenen Spenden. Somit wird es nun voraussichtlich beim Waisenhaus einen Baustopp geben. Geplant wäre das Haus bis zum Jahresende so weit fertigzustellen, dass Kinder aus abgelegenen Dörfern und Waisen im neuen Schuljahr ab Jänner darin untergebracht werden können. Wir hoffen und beten weiter, dass uns der Hl. Josef durch seine Fürbitte begleiten wird und dieses große, sehr wichtig Haus doch noch bis Ende Dezember fertiggestellt werden kann. Dieses Gebäude wird 72 Kindern aus sehr abgelegenen Dörfern und Waisen ein Zuhause bieten und eine gute Schulbildung ermöglichen.
Mein Herz ist erfüllt von den Erlebnissen und Erfahrungen in der St. Josef-Schule. Ich hoffe, ich kann euch mit diesen Zeilen einen kleinen Einblick in das Leben und den Fortschritt unserer Schule geben. Wir würden uns sehr freuen und sind sehr dankbar, wenn ihr uns durch eure Unterstützungen weiterhin, mit unserem Projekt der Liebe, begleiten würdet.
Mit den allerbesten Wünschen und herzlichen Dank,
Angela Leu, Pfarrer Basil Mzena und die vielen Familien in Madibira
