Liebe Freundinnen und Freunde der St. Josef-Schule
Nach einem heißen Sommer in Vorarlberg und angenehmen Temperaturen in Tansania, melde ich mich von meiner Urlaubszeit zurück und freue mich, euch von der St. Josef-Schule in Madibira in Tansania zu berichten. Die Sommerferien verbrachte ich, nun zum 12. Mal, in meiner zweiten Heimat in Tansania und mein Herz ist voll mit vielen bewegenden und neuen Erfahrungen. Bei Matthäus steht: „Wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund“, so versuche ich meine Erlebnisse, so kurz wie möglich, zu berichten.
Vor ca. 1,5 Jahren durfte ich mit Pfarrer Basil Mzena, Rektor im Mafinga-Seminar, die St. Josef Ganztagesschule gründen, damit Kinder aus armen Familien und Waisenkinder, eine Chance auf ein gutes Bildungs-Fundament erhalten. Inzwischen werden drei Kindergartengruppen unterrichtet und die erste, sowie die zweite Klasse Grundschule. Insgesamt lernen 130 Kinder in unserer Schule. Drei einfache, bescheidene, Gebäude mit je zwei Klassen sind nun fertiggestellt.
Es fehlen noch etliche Tische und Stühle, damit die Kinder beim Lernen ordentlich sitzen können. Einige Kinder sitzen auf Plastikstühlen oder auf Matten am Boden. Aber die Kinder sind motiviert und lassen sich vom Lernen nicht abhalten.
Die Erfahrungen mit den Kindern in unserer Schule bewegten mich sehr. Es ist unbeschreiblich, wie dankbar, glücklich und stolz, die Kinder sind in die Schule gehen zu dürfen. Vom kleinsten Kindergartenkind (ca. 3 Jahre) bis zu den Schülern der 2. Klasse, gehen alle gerne in die Schule und lernen mit Freude.
Bereits im Kindergarten wird schreiben, lesen, rechnen, sowie die Muttersprache Suaheli und Englisch unterrichtet. Somit war für mich die Verständigung mit den Kindern recht einfach.
Ich staunte nicht schlecht, wie schnell die Kinder auch deutsche Lieder, wie „Gottes Liebe ist so wunderbar“ und „von Mensch zu Mensch eine Brücke baun“, erlernten, obwohl für sie die Sprache fremd ist. Die Kinder sind sehr motiviert und schrieben die Worte von der Tafel nahezu fehlerfrei ab. Täglich wollten die Kinder singen und zeichnen, oder Gummi hüpfen. Sie hatten sehr viel Spaß dabei. In der ersten Klasse sitzen 48 Kinder. Das Unterrichten läuft trotz der Klassengröße ruhig und geordnet ab. Die Kinder wirken ausgeglichen und nehmen konzentriert am Unterricht teil, was sich wohl an der vielen Bewegung in der Natur erklären lässt.
Was mich ebenfalls erstaunt hat, war das gemeinsame Mittagessen. Zweimal die Woche gibt es Ugali (Maisbrei) mit Bohnen, zweimal Reis mit Bohnen oder Fleisch und einmal Mkande (Mais/Bohneneintopf). Die Kinder sind mit der einfachen, für uns einseitig wirkenden Küche, sehr zufrieden. Jedes Kind bekommt eine Portion und kann je nach Hunger nochmals nachholen. Kein einziges Kind verweigert bestimmte Speisen. Alle Kinder bedanken sich, setzen sich im Freien an die Hausmauer, es ist noch kein Speisesaal vorhanden, und essen genüsslich bis auf den letzten Bissen ihre Portion. Nach dem Essen gehen alle in ihre Klassen zu einem kurzen Mittagsschlaf, bevor am Nachmittag nochmals zwei Stunden unterrichtet wird.
Das Zubereiten der Mahlzeiten ist immer noch eine Herausforderung für die Köchinnen, da die bestehende Küche viel zu klein ist und somit auf einer Feuerstelle im Freien gekocht wird.
Am Nachmittag um 4 Uhr gehen die Kinder zu Fuß nach Hause. Für die Kinder mit sehr weiten Wegen organisieren die Eltern „Taxidienste“ auf Motorrädern. Somit werden jeden Morgen und Abend, je vier Kinder auf einem Motorrad transportiert. Dies ist jedoch ein sehr gefährlicher Transport! Unsere nächste wichtigste Priorität in unserer Schule ist ein Schulbus,
der einen sicheren Transport der Kinder gewährleistet.
Kinder aus den umliegenden Dörfern durften zu Beginn des Jahres im Internat bleiben. Jedoch hat es die Regierung verboten, da die behördlichen Schritte für das Schulzertifikat sehr kompliziert sind und das Zertifikat noch nicht ausgestellt war. Somit schlafen diese Kinder nun in Familien mit Schulkindern aus Madibira. Im kommenden Schuljahr ab Jänner, darf mit dem Internat wieder begonnen werden, denn nun sind alle behördlichen Schritte abgeschlossen.
In den letzten Monaten wurden zwei Felder für den Maisanbau und für Sonnenblumen zur Selbstversorgung gepachtet. Unsere Schule ist sehr einfach gehalten, ohne Luxus, jedoch unterrichten motivierte, freundliche Lehrpersonen und sorgen für eine gute Ausbildung der Kinder. Das Schulgeld wird weiterhin bei 150,- Euro im Jahr bleiben, denn unsere Vision ist es,
die Lebenssituation der Kinder aus armen Familien zu verbessern.
In Tansania gibt es sehr viele private Schulen. Jedoch muss in diesen Schulen jährlich ein Schulgeld zwischen 500,- und 1.000, - Euro entrichtet werden, sodass nur Geschäftsleute oder Akademiker sich eine gute Bildung für ihre Kinder leisten können. In den staatlichen Schulen,
mit vielen Kindern pro Klasse, erlernen die Kinder oft nicht einmal das Lesen, Schreiben und Rechnen. Somit ist die Berufsaussicht dieser Kinder sehr schlecht.
Während die Chancen reicher Kinder auf ein >gutes< Leben im Wohlstand hoch sind, haben Kinder armer Eltern kaum Zukunftsaussichten und müssen, wie schon ihre Eltern ein Leben in Armut fristen. Dieser Zweiklassen-Gesellschaft wollen wir mit unserer Schule entgegenwirken, da Bildung den einzigen Ausweg aus der Armutsspirale darstellt!
In Madibira gibt es fast nur arme Familien, die von ihren Feldern leben und viele Waisenkinder,
die bei ihren Großeltern aufwachsen. Für diese Kinder ist eine private Schule für eine gute Bildung, in denen das Schulgeld sehr hoch ist, nie möglich.
Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder finanziellen Situation, Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung bekommen.
Inzwischen können mit den finanziellen Einnahmen durch das Schulgeld, die alltäglichen und monatlichen Kosten, wie Nahrung, Bücher, Hefte, Löhne… gedeckt werden. Somit kann in Zukunft, nach dem Aufbau, die St. Josef-Schule mit Waisenhaus, von den eigenen Einnahmen, überleben, vielen Kindern ein Zuhause schenken und aus der Armutsspirale heraushelfen. Unsere Schule soll kein finanzielles Geschäft sein, sondern ihre Türen für benachteiligte Kinder öffnen, damit ihre Potenziale gefördert und erfüllt werden und ihren Zukunftsträumen nichts im Wege steht.
Wir hoffen, dass wir mit Gottes Hilfe und der Unterstützung des Hl. Josefs unser Projekt weiterentwickeln können, damit Kinder aus finanziell schwachen Familien und Waisenkinder
eine gute Schulbildung mit Erfolg erhalten. Wir freuen uns über jede Unterstützung und/oder Patenschaft, die unserer Vision, im Sinne der Kinder und Familien in Madibira, weiterhilft.
Denn jedes Kind hat ein Recht auf eine gute Schulbildung!
